Im vergangenen Jahr hat die Staatliche Vogelschutzwarte Seebach des Thüringer Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) deutlich mehr Tiere in Pflege genommen als in den Jahren zuvor. Während 2019 noch 270 und im Jahr darauf 299 Tiere die Auffang- und Pflegestationen der Vogelschutzwarte erreichten, stieg die Zahl 2021 mit insgesamt 378 Tieren deutlich an. Worauf dieser Anstieg beruht, lässt sich nach Angaben des TLUBN nicht eindeutig erklären. Möglicherweise seien Menschen im Zuge der Corona-Pandemie häufiger im Freien aktiv gewesen und dadurch mehr Tiere aufgefunden worden.
Die Unterbringung beschlagnahmter und eingezogener sowie kranker oder verletzter Tiere gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Vogelschutzwarte. Häufig werden hilflose Jungvögel und durch Katzen oder den Straßenverkehr verletzte Vögel abgegeben. In den Wintermonaten kommen dort zudem vermehrt unterernährte Greifvögel an. Neben 348 Wildvögeln aus 61 Arten waren im letzten Jahr unter den abgegebenen Tieren auch drei Kanarienvögel, zwei Schildkröten und 25 Säugetiere. Zu den am häufigsten gefundenen Wildvögeln zählten mit 55 Einzeltieren die Turmfalken und mit weiteren 36 die Mäusebussarde. Ebenfalls zahlreich vertreten waren Haussperling, Mehlschwalbe, Waldohreule, Stieglitz, Rabenkrähe und Ringeltaube. Auch einige seltenere Vogelarten waren darunter, so zum Beispiel ein Kranich, zwei Waldbaumläufer, zwei Waldschnepfen, ein Bleßhuhn und ein Wintergoldhähnchen.
Mit 144 Tieren konnte gut ein Drittel wieder ausgewildert werden, was gegenüber der Quote von rund der Hälfte aus den Vorjahren einen Rückgang bedeutet. Bei 173 Tieren waren die Verletzungen so schwerwiegend oder der Gesundheitszustand so schlecht, dass sie verstarben oder eingeschläfert werden mussten. Die übrigen Tiere befinden sich weiterhin in der Pflegestation oder wurden vermittelt, meist an Privatleute mit einer entsprechenden Haltungsgenehmigung.
Die Vogelschutzwarte ist auch für die angewandte Forschung und fachliche Beratung auf dem Gebiet des Vogel- und Fledermausschutzes und der angewandten Vogelkunde zuständig. So koordinierte sie auch im vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit dem Verein Thüringer Ornithologen (VTO) und dem Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) die Erhebung von Daten durch ehrenamtliche Kartierer. Mit deren Hilfe können beispielsweise Aussagen zu den Bestandsgrößen heimischer Brut- und Zugvögel getroffen werden. Zudem werden regelmäßig vogelinteressierte Bürger zu geeigneten Nistkästen über die vogelfreundliche Garten- oder Balkongestaltung bis hin zur Ermittlung des richtigen Wintervogelfutters beraten.
Hintergrund:
Die heutige Vogelschutzwarte Seebach ist in der ehemaligen Wasserburg Seebach bei Mühlhausen aus dem 12. Jahrhundert beherbergt, in der 1857 Hans Freiherr von Berlepsch – der sogenannte Vogelbaron – geboren wurde. 1908 wurde dessen bis dahin privat geführte Einrichtung staatlich anerkannt und gilt damit als älteste Vogelschutzwarte Deutschlands. Durch den Umbau zwischen 1911 bis 1913 wurde sie zu ihrem heute noch bestehenden Zustand umgebaut. Nähere Informationen zur Vogelschutzwarte Seebach finden Sie auf den Seiten des TLUBN unter https://tlubn.thueringen.de/vogelschutzwarte-seebach