Regionales Saat- und Pflanzgut
Grundlagen und Anwendungshilfen für die naturnahe Begrünung von Flächen in Thüringen
Artenfilter
Der Artenfilter ist ein von Prasse et al. (2010) entwickeltes Verfahren um für einzelne Herkunftsregionen die Pflanzenarten zu ermitteln, die dort für die Verwendung als Regiosaatgut geeignet sind.
Aus naturschutzfachlicher Sicht dient der Artenfilter zur Erstellung von Saatgutmischungen geeigneter Grünlandarten für die einzelnen Ursprungsgebiete. Er ist eine Entscheidungshilfe bei der Auswahl der zur Samenproduktion zu verwendenden Arten durch die Saatgutfirmen. Ziel des Artenfilters ist, für Begrünungen in der freien Landschaft einen regionalisierten Mindeststandard vorzugeben.
Durch den Einsatz des Artenfilters werden spezielle Planungen, z. B. für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen nach Eingriffen im Offenlandbereich, entscheidend erleichtert. Dem Planer wird ein Instrumentarium zur Verfügung gestellt, das eine naturschutzfachlich fundierte Artenauswahl bei der Erstellung von standortgerechten Saatgutmischungen ermöglicht.
Zur Umsetzung der oben genannten Ziele wurden durch Korsch (2009) sogenannte Rahmenlisten für autochthones Grünland-Saatgut entwickelt. Da alle in Thüringen vorhandenen Ursprungsgebiete über die Landesgrenze hinausragen, wird jetzt aber auf das 2010 im Rahmen eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Projektes entwickelte deutschlandweite Auswahlsystem, den Artenfilter verwiesen.
Literatur
Hiekel, W., F. Fritzlar, A. Nöllert & W. Westhus (2004): Die Naturräume Thüringens. Naturschutzreport 21. 384 S.
Hiller, A. & E. Hacker (2001): Ingenieurbiologie und die Vermeidung von Florenverfälschungen -Lösungsansätze zur Entwicklung von Regiosaatgut. Mitteilungen der Gesellschaft für Ingenieurbiologie 18: 16-42
Jäger, E. J. & K. Werner (2005): Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Kritischer Band. 980 S.
Kirmer, A. & H. Korsch (2009): Spenderflächenkataster zur Gewinnung von autochthonem Grünland-Saatgut für Thüringen – Methodik, Stand und Perspektiven. Hrsg. Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie. 92 S.
Korsch, H. (2008): Erstellung eines Spenderflächenkatasters zur Gewinnung autochthonen Grünland-Samenmaterials für Thüringen. Arbeit im Auftrag der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie Jena
Korsch, H. (2009): Erstellung von Rahmenlisten zur Gewinnung autochthonen Grünland-Samenmaterials für Thüringen. Arbeit im Auftrag der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie Jena
Prasse, R., D. Kunzmann & R. Schröder (2010): Entwicklung und praktische Umsetzung naturschutzfachlicher Mindestanforderungen an einen Herkunftsnachweis für gebietseigenes Wildpflanzensaatgut krautiger Pflanzen. Projekt-Abschlussbericht Deutsche Bundesstiftung Umwelt. 168 S.
Seitz, B. & I. Kowarik (2003): Perspektiven für die Verwendung gebietseigener Gehölze. Neobiota 2: 3-26
Westhus, W. & H. Korsch (2005): Empfehlungen für die Nutzung von Grünland-Saatgut gebietseigener Herkünfte - ein Beitrag zur Sicherung der biologischen Vielfalt. Landschaftspflege und Naturschutz in Thüringen 42 (2): 62-69
Ansprechpartner:
Dr. H. Korsch, Referat 34: Natura 2000, Biotopschutz